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Musikproduktion

Wofür sind die Pedale am Klavier da? Eine kleine Einführung

the golden corpus of a Steinway & Sons B211 by a studio magazine

Das Klavier ist eines der meistgenutzten und wichtigsten Instrumente überhaupt. Vielleicht ist dir schon einmal aufgefallen, dass es Klaviere mit 2 und mit 3 Pedalen gibt. Nun ist die Frage:

Wofür sind die Pedale am Klavier da?

Das Halte-Pedal (rechts) sorgt dafür, dass die gespielten Töne nachklingen, wenn du sie nicht mehr anspielst, während das Sostenuto Pedal (mittleres Pedal) nur die gerade angespielte Note nachklingen lässt. Das Linke Pedal (Una Corda Pedal) verschiebt die Mechanik und sorgt für einen leiseren Ton mit weicherem Klang.

Natürlich ist das nur die Kurzantwort. Wenn du ebenfalls wissen möchtest, wie die einzelnen Pedale funktionieren und, wann du die verschiedenen Pedale an deinem Klavier benutzen solltest, bist du hier genau richtig.

Lass uns nun direkt mit den Basics starten. 

Welche Pedale hat mein Klavier?

Wie bereits erwähnt, haben Klaviere meistens entweder 2 oder 3 verschiedene Pedale. Der überwiegende Teil der Klaviere hat allerdings 3 Pedale. 

Bei fast allen Klavieren ist rechts das sogenannte Haltepedal (oder auch Forte Pedal genannt). 

Links befindet sich in den meisten Fällen das Piano Pedal. 

In der Mitte wird es allerdings spannender: Dort befindet sich entweder kein Pedal (bei Klavieren, die nur zwei Pedale haben), ein Sostenuto Pedal oder ein Dämpferpedal. 

Jedes dieser Pedale hat einen anderen Sinn und ermöglicht es uns als Pianisten, jeweils einen verschiedenen Klang zu erzeugen.

Jetzt wollen wir uns einmal anschauen, wie die verschiedenen Pedale funktionieren und, wofür du welches Pedal konkret benutzen kannst:

Das Haltepedal im Detail

Das Haltepedal wird mit Abstand am meisten genutzt. Es befindet sich in der Regel ganz rechts. 

Wenn du das Haltepedal drückst, werden die Dämpfer von den Seiten deines Klaviers entfernt. 

Normalerweise stoppen die Noten, die du spielst, sobald du die Tasten loslässt. Das ist der Fall, da die Schwingungen der Seite von den Dämpfern gestoppt werden. 

Wenn du allerdings das Haltepedal gedrückt hast und aufhörst, die Taste zu spielen, schwingt die Seite ganz normal weiter. 

Um den Ton zu stoppen, muss man entweder warten (die Schwingung der Seite wird automatisch weniger und der Ton immer leiser) oder den Fuß vom Pedal nehmen. Dadurch werden die Töne wieder automatisch durch die Dämpfer gedämpft. 

Das mittlere Pedal im Detail

Wie erwähnt gibt es mehrere Möglichkeiten, welche Pedale sich bei deinem Klavier in der Mitte befinden. 

Deswegen schauen wir uns nun an, wie du herausfindest, welches Pedal sich bei dir in der Mitte befindet und, wofür du es benutzen kannst. 

Das Sostenuto Pedal

Das Sostenuto Pedal ist relativ ähnlich zu dem Haltepedal. 

Die Dämpfer werden allerdings nicht komplett entfernt, sondern nur bei den Tönen, die gerade gespielt werden. 

Während beim Haltepedal also alle Noten nachklingen (und die Dämpfer nicht dämpfen), klingen bei der Benutzung vom Sostenuto Pedal nur die Töne nach, die gerade gespielt werden. 

Alle Töne, die davor oder danach gespielt werden, werden ganz normal gedämpft.

Das Sostenuto Pedal wird bei weitem nicht so häufig genutzt, wie das Haltepedal. In der Praxis gibt es eigentlich kaum Stücke oder Songs, in welchen das Pedal notiert ist. 

Einerseits liegt das daran, dass es diese Form von Pedal erst seit dem späten 19. Jahrhundert gibt, andererseits ist der Effekt weitaus spezieller, als der des Haltepedals. 

Eine weitere Besonderheit ist, dass das Sostenuto Pedal bei vielen Klavieren nur in den circa 1-2 tiefsten Bassoktaven einsetzbar ist. 

Das Übungspedal 

Wenn du übst, musst du vor allem auf eins achten: Das Wohlergehen deiner Mitmenschen. 

Vor allem, wenn du stundenlang kurze Stellen übst (die am besten so für sich noch nicht einmal gut klingen), solltest du Rücksicht auf deine Nachbarn (und zum Beispiel deine Familie) nehmen und so leise wie möglich spielen. 

Genau dafür gibt es bei einigen Klavieren das Übungspedal, mit dem du dein Klavier dämpfen kannst. 

Es funktioniert so, dass das Übungspedal eine Art „dämpfenden Vorhang“ vor die Seiten tut und dein Klavier dadurch gedämpft wird. 

Damit du deinen Fuß nicht die ganze Zeit auf dem Pedal haben muss, kannst du das Übungspedal meistens „einrasten“, indem du es erst nach unten, und dann zur linken Seite drückst. 

Jetzt kennst du zunächst einmal die zwei gängigen Varianten des mittleren Pedals. Jetzt ist allerdings natürlich die Frage: 

Wie finde ich heraus, welches Pedal bei meinem Klavier verbaut ist?

Woran du erkennst, welches mittlere Pedal du hast

Dafür musst du einmal dein mittleres Pedal nutzen. Jetzt spielst du eine Note:

Wenn sie leiser und dumpfer klingt, als gewohnt, hat dein Klavier ein Übungspedal. Wenn die Note allerdings nachklingt, hat dein Klavier ein Sostenuto Pedal.

Kommen wir nun zum linken Pedal deines Klaviers:

Das Una Corda Pedal im Detail

Das Una Corda Pedal sorgt dafür, dass der Klang deines Klaviers ein wenig leiser und weicher wird. 

Um zu erklären, wie genau das funktioniert, müssen wir zunächst einen Blick auf die Bauweise deines Klaviers werfen:

Pro Ton hat dein Klavier in den höheren Oktaven insgesamt 3 Seiten pro Ton. Wenn du normal, ohne Pedal spielst, werden also auch alle 3 Seiten angespielt, wenn du einen Ton spielst.

Bei den tieferen Tönen gibt es zunächst zwei Seiten, und bei den tiefsten Tönen gibt es nur eine Seite. (Hier werden auch alle, also entweder beide oder die eine Seite angespielt).

Das Una Corda Pedal verschiebt nun die gesamte Mechanik in deinem Klavier um circa 1/2 Centimeter nach rechts. 

Dadurch werden bei den hohen Tönen nur noch zwei und bei den tieferen Tönen nur noch eine Seite angespielt. 

Information: Wenn du das Pedal drückst, siehst du auch, dass sich die gesamte Klaviatur (also alle 88 Tasten) nach rechts bewegen. 

(Als ich das Pedal mit 5 Jahren das erste Mal benutzt habe, dachte ich deswegen, dass irgendetwas kaputt sei. Das ist allerdings komplett normal.)

Nachdem wir uns die verschiedenen Pedale nun im Detail angeschaut haben, lass uns nun einen Blick darauf werfen, wie du deine Pedale einsetzen kannst. 

Zunächst ist es gut zu wissen, wie die einzelnen Pedale überhaupt notiert werden:

Wie werden die Pedale notiert?

Das Haltepedal wird mit „Ped.“ notiert. Ab dann sollst du das Pedal gedrückt halten, bis das Zeichen * in den Noten steht. Dieses Zeichen zeigt an, dass du den Fuß vom Pedal lassen solltest. 

Das Sostenuto Pedal wird mit „Sost. Ped.“ notiert. Dies soll ebenfalls bis zu dem Zeichen * gehalten werden.

Das Una Corda Pedal wird ganz einfach mit „Una Corda“ notiert. Dieses sollst du halten, bis „Tre Corda“ in Noten erscheint. 

Das Übungspedal wird nicht notiert, da es in Stücken und Songs nicht genutzt wird. Es ist, wie der Name schon vermuten lässt, nur für das Üben gedacht.

Wichtig: Häufig werden die Pedale gar nicht notiert. Dann steht es in deiner persönlichen künstlerischen Freiheit, wie und wann du die Pedale benutzt. 

(In 90% der Fälle wirst du sowieso nur das Haltepedal benutzen.)

Lass uns jetzt aber schauen, welche Techniken du benutzen kannst, um die Pedale einzusetzen:

Legato

Das Haltepedal eignet sich wunderbar dafür, den Legatoeffekt zu erzeugen. 

(Legato heißt, dass die einzelnen Töne und Akkorde nahtlos ineinander übergehen.)

Der Effekt wird dadurch kreiert, dass man die Töne zunächst anschlägt, und dann das Haltepedal nutzt. Danach nimmt man den Finger von der jeweiligen Taste und spielt die nächsten Töne. Ebenfalls nimmt man (bei einer wechselnden Harmonie) dann auch den Fuß kurz vom Pedal runter. Ansonsten würde es zu Dissonanzen kommen. 

Die Legato Technik ist die meist genutzte und höchstwahrscheinlich die Technik, die du als erstes lernst. 

Hier siehst du ein Video, in dem die Technik benutzt wird:

Der mächtigste Klang

Um den Klang deines Klaviers zu verstärken (also noch lauter und mächtiger zu machen), kannst du ebenfalls eine Technik mit deinem Haltepedal verwenden. 

Hierbei tust du zunächst den Fuß auf das Haltepedal und drückst es runter. Erst danach spielst du die Noten. 

Dadurch entsteht der lauteste und mächtigste Klang deines Klaviers. Tipp: Nutze es am besten nur bei Forte oder Fortissimo. Piano zu spielen ist bei dieser Technik extrem schwer.

Diese Technik eignet sich zum Beispiel dann, wenn du ein extrem feierliches oder bedrohliches Stück spielen möchtest. 

Hier siehst du ein Video, bei dem die Technik angewendet wird:

Akzente und Schlussnoten

Dein Haltepedal eignet sich ebenfalls dafür, Akzente und Schlussnoten stärker herauszustellen. Dafür solltest du dein Haltepedal benutzen und zeitgleich den Akzent spielen. 

Danach musst du den Fuß direkt vom Pedal runternehmen (da du sonst auch die nachfolgenden Noten verstärkst.)

Diese Technik ist eine der schwersten Techniken, da es hier extrem auf Präzision ankommt und du darauf achten musst, dass das Pedal tatsächlich zeitgleich zu dem ist, was du spielst und akzentuieren möchtest. 

Veränderungen in der Dynamik und dem Klang

Wenn du beispielsweise ein Stück in Forte spielst, und auf einmal eine Veränderung in der Dynamik kommt (beispielsweise von Forte zu Piano), dann kannst du die Veränderung durch deine Pedale noch verstärken. 

Wenn du beispielsweise zunächst Forte spielst, kannst du die Technik mit dem mächtigsten Klang nutzen. 

Wenn danach allerdings Piano kommt, kannst du beispielsweise das Una Corda Pedal nutzen, um den Klang plötzlich leiser, aber auch mit einer veränderten Charakteristik klingen zu lassen.

Um diesen Effekt zu erreichen, musst du nur das Una Corda Pedal nutzen, sobald es die Veränderungen in der Dynamik gibt. 

Hier ist ein Video von einem Stück von Chopin, bei der sich diese Technik im Mittelteil eignet:

Mit der Intensität spielen

Nicht immer möchtest du den vollen Effekt haben. Deswegen empfiehlt es sich manchmal, die Pedale zum Beispiel nur halb durchzudrücken, um einen differenzierteren Effekt zu haben. 

Hier kannst du dir ein Video zu dem Thema anschauen:

Was passiert, wenn…

Bevor wir zum Fazit kommen, wollen wir uns noch einmal kurz anschauen, was passiert, wenn du gar nicht mit Pedalen spielst.

Dafür kannst du dir dieses Videos angucken:

Zusammenfassung und Fazit

Das waren auch schon die wichtigsten Dinge, die du über die Pedale deines Klaviers wissen solltest. 

Ich persönlich bin ein sehr großer Fan von den Pedalen, weil sie dir sehr viel Spielraum für deine eigene Interpretation der Stücke, die du spielst, geben. 

Wenn du es richtig beherrschst, kannst du durch den vernünftigen Einsatz der Pedale noch besser ausdrücken, was du ausdrücken möchtest. 

Ebenfalls erfordern es die allermeisten Stücke sowieso, dass du die Pedale benutzt. Hier siehst du zum Beispiel ein weiteres Stück von Chopin:

Wie du hörst, würde es ohne die Pedale nicht wirklich gut klingen, da viele Noten einfach nur wiederholt werden. 

Tipp: Meistere die Nutzung der Pedale, es wird dein allgemeines Klavierspielen enorm verbessern. 

Dafür macht es zum Beispiel Sinn, Etüden zu spielen. Wenn du auf diesen Link klickst, kommst du zu Amazon und kannst dir ein paar der besten Etüden Bände (zum Beispiel vom Komponisten Czerny) anschauen.

In diesem Video hörst du einige seiner Etüden:

Geheimtipp: Wenn du weißt, wie du mit dem Haltepedal richtig umgehst, kannst du falsche Töne ebenfalls elegant kaschieren 😉

Wenn du ebenfalls wissen möchtest, wie du herausfindest, aus welchem Material die Tasten deines Klaviers sind, kannst du dir diesen Artikel durchlesen, indem du auf den Link klickst. 

Ich wünsche dir nun viel Spaß damit, dein neues Wissen in der Praxis umzusetzen!

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