Musikproduktion
Warum brauchen Bassverstärker mehr Watt? (Einfach erklärt)
Wenn du dir die Wattzahlen von Gitarrenverstärkern und Bassverstärkern anschaust, merkst du schnell, dass Bassverstärker wesentlich mehr Leistung haben.
Auch im Vergleich mit Gesangsverstärkern haben Bassverstärker wesentlich mehr Leistung. Doch warum ist das so?
Warum haben Bassverstärker mehr Leistung?
Bassverstärker sind auf niedrige Frequenzen ausgelegt. Um diese Frequenzen wiederzugeben, muss der Lautsprecher im Verstärker mehr bewegt werden, da die Schallwellen länger sind. Deswegen benötigt der Verstärker mehr Leistung.
Natürlich ist das nur die Kurzantwort. Wenn du darüber hinaus wissen möchtest, wie viel Watt dein Bassverstärker für bestimmte Aufgaben haben sollte, wie es im Vergleich zu einem Gitarrenverstärker aussieht und generell, warum dein Bassverstärker mehr Leistung benötigt, bist du hier genau richtig.
Wie viel Leistung benötigt ein Verstärker?
Das hängt natürlich davon ab, ob du einen Gitarrenverstärker, oder einen Bassverstärker benutzt.
Natürlich spielt auch die Größe und der Einsatzbereich eine Rolle. Ein Verstärker zum Spielen zu Hause braucht natürlich bei weitem nicht so viel Leistung wie ein Verstärker, der auf Bühnen bei Auftritten genutzt wird.
Die meisten normalen Gitarrenverstärker haben circa 10W-100W.
Natürlich gibt es Übungsverstärker, die sogar noch weniger Leistung haben, zum Beispiel nur 1W. Gleichzeitig gibt es natürlich auch wesentlich stärkere Gitarrenverstärker, die aber nur auf großen Bühnen zum Einsatz kommen.
Doch wie sieht das bei Bassverstärkern aus?
Die meisten Bassverstärker haben 80-400W.
Wie du siehst, haben Bassverstärker wesentlich mehr Leistung. (Vor allem, wenn du bedenkst, dass ein 100 Watt Bassverstärker wirklich nicht viel Klangvolumen hat.)
Auch hier ist es so, dass die großen Verstärker, die zum Beispiel auf Bühnen zum Einsatz kommen, sogar noch mehr Leistung haben. Auch 500W-1000W sind dort keine Seltenheit.
Watt und Frequenzen
Wie oben kurz erklärt, haben Bassverstärker aus dem Grund mehr Leistung, weil sie niedrigere Frequenzbereiche abspielen.
Nun wollen wir uns einmal im Detail anschauen, wie und warum dort ein Zusammenhang besteht. Doch erst einmal müssen wir uns kurz mit einem Irrglauben beschäftigen, der sehr weit verbreitet ist:
Wichtig: Ein Verstärker mit doppelt so viel Watt ist nicht doppelt so laut. Die Wattzahl gibt lediglich die Kraft an: Ein 100W Gitarrenlautstärker ist zum Beispiel lauter als ein 100W Bassverstärker.
Auch das hat wieder etwas mit den verschiedenen Frequenzbereichen zu tun.
Um das zu verstehen, müssen wir verstehen, wie Verstärker funktionieren:
In einem Verstärker ist ein Lautsprecher verbaut, der Schallwellen erzeugt. Die Schallwellen werden durch die Schwingungen der Lautsprecher erzeugt.
(Wenn du bei einem Lautsprecher schon einmal den Bass richtig aufgedreht hast, wirst du sicherlich bemerkt haben, dass alles beginnt zu vibrieren. Bei Verstärkern ist das ähnlich).
Jetzt ist die Frage: Warum benötigen niedrige Frequenzbereiche mehr Kraft als hohe?
Die Antwort ist eigentlich ganz simpel:
Schallwellen sind unterschiedlich lang. Je tiefer ein Ton ist, desto länger ist die Schallwelle. Je höher ein Ton ist, desto kürzer ist sie.
Da dein Verstärker die Schwingungen mithilfe des Lautsprechers erzeugt, muss er sich bei hohen Tönen zwar schneller, dafür allerdings wesentlich weniger bewegen. Bei tiefen Tönen ist die Vibration der Lautsprecher zwar langsamer, aber dafür wesentlich größer.
Je höher eine Frequenz, desto weniger Kraft benötigt man, je tiefer die Frequenz, desto mehr Kraft benötigt man.
Deswegen benötigt ein Lautsprecher, der hohe Frequenzen spielt, wesentlich weniger Kraft als zum Beispiel ein Subwoofer, oder ein Bassverstärker.
Welche Frequenzen spiele ich?
Jetzt ist natürlich interessant, in welchem Frequenzbereich du dich aufhältst.
Das kommt natürlich darauf an, ob du singst, Keyboard, Gitarre oder Bass spielst.
Die durchschnittliche Singstimme ist in Frequenzbereichen von 80 Hz bis 16 kHz (je nach Ton, Stimmlange, Geschlecht) zu verorten.
Beim Spielen einer E-Gitarre bist du in einem Frequenzbereich von circa 82 Hz bis 1200 Hz zu verorten.
Ein E-Bass hingegen kommt lediglich auf einen Frequenzbereich von 40 Hz bis 1000 Hz.
Wie du siehst, sind es gewaltige Unterschiede. Die tiefste Frequenz, sowohl bei der E-Gitarre, als auch bei der eigenen Stimme, sind jeweils mehr als doppelt so hoch, wie beim E-Bass.
Aus diesem Grund sind die Schallwellen beim E-Bass deutlich länger, als bei der E-Gitarre und der eigenen Stimme.
Vor allem die höheren Noten deiner eigenen Stimme und der E-Gitarre, die es auf dem Bass gar nicht gibt, benötigen wesentlich weniger Leistung als die tiefen Töne auf dem Bass.
Wie viel Watt benötige ich?
Wie bei jeder Frage, ist die einfachste Antwort: Es kommt drauf an.
Deswegen habe ich dir die Antwort in 3 unterschiedliche Bereiche aufgeteilt:
1: Wenn du lediglich für dich alleine üben möchtest.
Wenn du deinen Bassverstärker nur zu Hause benutzen und zum üben verwenden möchtest, dann reicht quasi jede Wattzahl vollkommen aus. Hierbei sind vor allem Verstärker im Bereich von circa 100W-200W zu empfehlen.
2: Wenn du auf kleineren Konzerten spielen möchtest.
Auf Konzerten ist es immer lauter. Aus diesem Grund benötigst du natürlich einen stärkeren Verstärker. Empfehlenswert ist hierbei alles ab 200W. Wenn du deinen Verstärker allerdings nur für kleinere und mittlere Auftritte benutzen möchtest, sollte ein Verstärker mit 200W-400W für dich ausreichend sein.
3: Wenn du auf großen Konzerten spielen möchtest.
Große Konzerte sind immer laut. Deswegen musst du natürlich einen sehr guten, lauten Verstärker haben. Um bei großen Konzerten gut zu performen, solltest du einen Verstärker mit mindestens 500W haben. Nach oben sind dir natürlich keine Grenzen gesetzt.
Wenn du noch mehr über die Wattzahlen bei deinem Verstärker wissen möchtest, kannst du das folgende Video anschauen:
Warum benötigen Bassverstärker mehr Leistung (weitere Faktoren)
Neben den längeren Schallwellen im tiefen Frequenzbereich, gibt es noch weitere Faktoren, warum Bassverstärker mehr Leistung benötigen:
Einer ist zum Beispiel, dass die meisten Bassverstärker die einzelnen Klangbereiche in verschiedene Sektionen aufteilen.
Während Gitarrenverstärker meistens aus einem Klangsektor bestehen, sind diese bei Bassverstärkern häufig aufgeteilt.
Beispiel: Viele Bassverstärker haben eine Leistungssektion, die auf besonders niedrige und eine, die auf besonders hohe Töne ausgelegt sind.
Auch hier ist es meistens so, dass die Leistungssektion für die niedrigen Töne einen Großteil der Leistung ausmacht.
Wie hängt die Leistung mit der Lautstärke zusammen?
Wie wir bereits geklärt haben, gibt es keinen linearen Zusammenhang zwischen Leistung und Lautstärke.
Als Faustformel kannst du allerdings damit rechnen, dass dein Verstärker dann doppelt so laut werden kann, wenn er die 8-10 fache Leistung hat.
Beispiel: Wenn dein Verstärker 1W hat und eine bestimmte Lautstärke produziert, brauchst du circa 10W, um die Lautstärke zu verdoppeln. Wenn du diese Lautstärke wieder verdoppeln möchtest, benötigst du bereits 80-100W. Danach benötigst du circa 700-1000W, um die Lautstärke erneut zu verdoppeln.
Ich denke, du verstehst das Prinzip dahinter.
Doch auch hier gibt es eine kleine Einschränkung, und zwar zwischen verschiedenen Arten von Verstärkern:
Und zwar liegt der Unterschied hier zwischen Transistor- und Röhrenverstärkern:
Der Unterschied zwischen Transistor- und Röhrenverstärkern:
Auch zwischen Solid-State-Verstärkern (Transistor) und Röhrenverstärkern gibt es Unterschiede.
Wenn man sich den Klang der beiden anschaut, so stellt man fest, dass Röhrenverstärker meistens mehr Charakter haben, als Solid-State-Verstärker.
Deswegen werden sie noch heute von vielen Gitarristen benutzt. (Obwohl sich die Technik seit Jahrzehnten nur in den Details weiterentwickelt hat.)
Auch in der Dynamik gibt es Unterschiede zwischen den beiden Arten von Verstärkern: Röhrenverstärke sind noch empfindlicher und reagieren auf jede Veränderung in Spielweise, Lautstärke und vielem mehr.
Gleichzeitig sind auch Solid-State-Verstärker variabel und passen sich deinem Spielen an, jedoch sind sie bei weitem nicht so feinfühlig wie Röhrenverstärker.
Doch wie sieht es bei der Leistung aus?
Röhrenverstärker benötigen wesentlich weniger Leistung als Solid-State-Verstärker. Auch hier gilt: Watt und Leistung ist nicht gleich Lautstärke.
Wenn du die Chance hast, einen Solid-State-Verstärker und einen Röhrenverstärker nebeneinander zu testen, wirst du das auch sehr schnell merken:
Ein Röhrenverstärker mit einem Fünftel bis Zehntel der Leistung ist häufig lauter als ein Solid-State-Verstärker, der die 5-10 fache Leistung hat.
Wenn du noch mehr über die Unterschiede erfahren möchtest, kannst du dir dieses Video ansehen:
Hat mein Bassverstärker Effekte?
Auch für Effekte benötigt man Leistung.
Deswegen liegt die Vermutung nahe, dass Bassverstärker mehr eingebaute Effekte haben, als Gitarrenverstärker.
Während Gitarrenverstärker den Ton lediglich verstärken, fügen die meisten Bassverstärker noch einen Klangcharakter hinzu.
Natürlich hat dein Verstärker (in den allermeisten Fällen) weitere Effekte.
Die häufigsten Effekte sind hierbei zum Beispiel Signalprozessoren in Form von EQs und Kompressoreffekten.
Fazit und Zusammenfassung
In diesem Artikel haben wir uns mit den Besonderheiten von Bassverstärkern gegenüber von Gitarrenverstärkern beschäftigt.
Insbesondere haben wir die Frage geklärt, warum Bassverstärker wesentlich mehr Leistung benötigen, als zum Beispiel Gitarrenverstärker.
Wie du jetzt weißt, gibt es dafür mehrere verschiedene Gründe, der wichtigste liegt allerdings in der Physik hinter den Schallwellen.
Ich wünsche dir nun weiterhin viel Spaß und viel Erfolg mit deinem E-Bass und deinem Bassverstärker.
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